28. März 2024
Grevener Karateka in Beelen

Schonungslose Attacke in Beelen

Nein, so gefiel das dem Bundestrainer Akio Nagai zunächst gar nicht. Seine Vorstellung von der Partnerübung und die der Lehrgangsteilnehmer differierten zunächst sehr.

Am vergangenen Wochenende fuhren sechs Grevener Karateka des SV Greven zu einem Lehrgang in das nette Örtchen Beelen bei Warendorf. Der Bundestrainer Akio Nagai, der seit vielen Jahrzehnten Karate u. a. in Deutschland unterrichtet, hatte zum Lehrgang mit Gürtelprüfungen einberufen. Eine Chance für diejenigen, die sich durch ihr Engagement und ihren Fleiß zur nächsten Prüfung vorbereitet haben. David Gross war einer von ihnen und stellte sich am Sonntag der Prüfung zum orangenen Gürtel. 

Nach dem Aufwärmen und einem kurzen gemeinsamen Training einiger Grundtechniken, wurde die Unterstufe von der Oberstufe separiert. Die Weiß-, Gelb- und Orangegurte  trainierten verschiedene Abwehrtechniken und konnten vor allem die Prüfungstechniken noch einmal üben und verfeinern. Nach und nach stieg der Schwierigkeitsgrad, so dass auch der Kopf beim Training gefordert wurde. Geduldig wurden Fehler korrigiert, Techniken erklärt und immer wieder geübt.  

Grevener Karateka in Beelen
Die Grevener Karateka mit Bundestrainer Nagai Shihan (Andre, Michael, Michael, Nagai Shihan, Andini, David, Claudia)

Die Oberstufe stellte sich partnerweise gegenüber. Hier erhob der Bundestrainer erstmalig seine Stimme: “Näher!”. Alle spürten, dass es gleich richtig zur Sache gehen sollte. Er wählte zwei Kandidaten aus, die die dann folgende Übung vormachten. Einer sollte mit Fauststößen angreifen, der andere mit Tate-Shuto-Uke oder Chudan-Barai zur Innenseite des Angreifers abwehren. Alles klar!
Die Teilnehmer wollten starten, da schallte es von dem 80-jährigen Japaner durch die Halle: “Den Angriff, schonungslos durchführen! Es muss so sein, als würde man auf der Straße angegriffen! Und, – dichter zusammenstehen”. Je dichter man zusammen stand, desto schneller musste man die Angriffstechnik erfassen und richtig reagieren. Es war still in der Halle und allen wurde es in kürzester Zeit sehr warm. Adrenalin und Schweiß machten sich breit. Gegenseitige Absprachen zur Vereinfachung/Entspannung wurden durch stetige Partnerwechsel unterbunden. Die Erfahrung von Nagai Shihan ließ keine Kompromisse zu. Seine Augen schienen einfach überall zu sein.

Nach einer halbstündigen Pause ging es mit dem Training der verschiedenen Karate-Kata weiter. Hierbei unterrichtete der Bundestrainer zunächst alle Gürtelgrade und ließ sich von den unterschiedlichen Gürtelfarben verschiedene Kata zeigen. Stets achtete er auf die korrekte Ausführung der Techniken und legte besonderen Augenmerk auf die jüngeren Karateka. Bei den höheren Gürteln machte er deutlich: “Ihr müsst schauen und durch genaues Beobachten lernen!”. Anschließend ließ er Braun- und Schwarzgürtel wechselweise die Grundmeisterkata trainieren. Die jeweils pausierende Gruppe sollte die anderen Gruppe unter die Lupe nehmen.

Zum samstäglichen Abschluss bildeten die Schwarzgurte eine Reihe, die unmittelbar nacheinander einen, vor dieser Reihe stehenden Karateka, angriffen. Jeder musste diese Reihe zweimalig “überwinden”. Zufrieden und erschöpft verließ man die Halle und war gespannt auf das Training am Sonntag.

Der Bundestrainer eröffnete das gemeinsame Training mit einem Lächeln, den er wusste zu diesem Zeitpunkt was er den Teilnehmern abverlangen würde. Während die unteren Gürtelstufen Techniken aus ihrem Prüfungsprogrammen üben konnten, trainierte die Oberstufe schnelle Kombinationen von Faust- und Fußtechniken. Zum Abschluss wurden nochmals verschiedene Gruppen gebildet und intensiv bestimmte Kata-Abläufe trainiert. 

Der ganze Lehrgang stand im Zeichen des Schweißes und wir beneideten David nicht gerade, als dieser nach den Strapazen des Trainings zu seiner Prüfung zum Orangegurt aufgerufen wurde. Eine Prüfung zum nächsten Gürtel besteht aus den drei Teilen: Kihon, Kumite und Kata. Nur wenn alle drei ausgezeichnet dargeboten werden, erhält man als Gesamtresultat die Wertung “A”. David hat dies mit Bravour gemeistert – Glückwunsch!